Da die erste Woche im Bezug auf den Onlineunterricht von der technischen Seite nicht gut lief und die Problematik alle Kollegen und mich belastet, nehme ich hier nochmal ausführlich Stellung.
Wie Sie ja schon dem RZ-Artikel im Dezember entnehmen konnten, haben wir auch während der umfangreichen Quarantänezeiten der Klassen jeden Tag verlässlich online Unterricht durchgeführt. In der Klassenstufe 1 und 2 jeweils 1 Stunde pro Tag und in der Klassenstufe 3 und 4 jeweils 2 Stunden pro Tag. Das hat auch alles eigentlich sehr gut funktioniert. Alles über unsere Schulplattform Sdui. Der Zugang ist für die Kinder sehr einfach und alles läuft über ein datenschutzkonformes Sytem. Wir haben für ALLE Hauptfächer Corona Arbeitspläne für das ganze Schuljahr erstellt und das ganze Vorgehen für die 3 Szenarien auch mit dem Schulelternbeirat abgesprochen. In den drei Tagen, in der die Präsenzpflicht aufgehoben war, waren bei uns alle Kollegen vor Ort, am letzten Schultag teilweise bis spät in den Nachmittag und wir haben noch die Feinheiten der Unterrichtszeiten, damit es keine Überschneidungen bei Geschwisterkindern gibt, abgesprochen. In den Ferien wurde noch mal die Internetfähigkeit aller vorhandenen Geräte überprüft, damit auch die Kinder in der Notbetreuung am Onlineunterricht ihrer Klasse teilnehmen können. Alle Kinder haben Arbeitsmaterialien, die auf Kopien beruhen vor den Ferien mitbekommen. Den Onlineunterrichtsplan haben alle Eltern frühzeitig erhalten. Alle Kollegen sind permanent erreichbar. Diese Möglichkeit wurde auch in den Ferien genutzt. Für die Unterstützung der Eltern, die den Zugang zur Plattform nicht mehr haben, da sie nach den Ferien ihre Passwörter nicht mehr kennen oder ihre E-Mail-Adresse verlegt haben, bräuchte man eigentlich einen professionellen Support, so viel Zeit nimmt dies in Anspruch.
Das alles kostete und kostet unglaublich viel Zeit und Kraft und setzt ein hohes Maß an Engagement des Kollegiums voraus. Wir waren für den Start des Homeschoolings erstklassig aufgestellt – und dann kam der der 4.1.2021.
Vorausschauend hatte ich ja schon im Dezember geschrieben, dass ich damit rechne, dass es wieder in den ersten Tagen zu holprigen Verbindungen kommen könnte. Und so kam es ja dann auch, Sdui und auch das vom Land angebotenen System BigBlueButton liefen nicht rund.
Dazu möchte ich noch mal erwähnen, dass wir nur diese zwei Videokonferenzsysteme „Sdui“ und BigBlueButton“ der Landes benutzen DÜRFEN. Nur diese Systeme benutzen deutsche Server. Die großen Player wie Zoom, Microsoft Teams, Google Meet, die ohne Probleme laufen, dürfen nicht neu eingeführt werden und überhaupt nur unter besonderen Bedingungen ausnahmsweise bis zum Schuljahresende von Schulen weiter genutzt werden.
Zitat: „Bitte beachten Sie, dass die Schulleiterin oder der Schulleiter verantwortlich ist für die Einhaltung der formulierten Bedingungen und anderenfalls Beschwerden durch Eltern beim Landesbeauftragten für den Datenschutz Erfolg haben könnten.“
**Quelle: Mitteilung des Ministeriums / Digitale Systeme des Landes, Bestandsschutz für Videokonferenzsysteme au- ßereuropäischer Anbieter, vom 7.1.2021**
Meine persönlichen Erfahrungen mit dem zweiten, möglichen Videokonferenzsystem „BigBlueButton“ des Landes waren im Vorfeld ganz schlecht. Auch am vorletzten Schultag vor den Weihnachtsferien war es abends um 18.00 Uhr nicht möglich, an einer Konferenz unter Schulleitern teilzunehmen. Niemand hatte Tonempfang und die Bilder froren ein. Unsere LAA konnte ebenfalls mit dem Studienseminar VOR dem Lockdown nicht von problemlosen Konferenzen mit diesem System berichten. Hinzu kommt, dass das System für die Kinder weitaus komplizierter zu bedienen ist. Die Presseberichte in den ersten Tagen über den Hackerangriff auf die Systeme des Landes, u.a. auf den BigBlueButton haben Sie sicherlich gelesen.
Wir sind dabei BigBlueButton dennoch zu den gleichen Zeite wie Sdui zu testen um natürlich nicht die Gefahr einzugehen, Ihnen und den Kindern die Umstellung zuzumuten und dann klappt auch dies nicht zuverlässig. Da ich mit Sdui jeden Tag persönlich im Kontakt stehe und es auch in der Tat Onlineunterricht von manchen Klassen gab, der gut funktionierte, hoffe ich auch noch darauf, dass Sdui die Probleme in den Griff bekommt.
Ich hoffe, es wird deutlich, welche Mammutaufgabe wir da gerade stemmen. Während an Schulen einfach Arbeitspläne per Mail verteilt, per Post verschickt werden oder Eltern der Rat gegeben wird, sich mal selbst Lernvideos aus dem Netz zu suchen, sind wir hier alle jeden Tag im Einsatz. Auch scheint in diesem Fall auch die Erwartungshaltung enorm zu steigen, wenn man vorher schon sehr viel angeboten hat. Bitte hören Sie sich mal in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis um! Es gibt keinerlei Verpflichtung Video-Onlineunterricht anzubieten. Auch wenn eine Konferenz technisch schlecht verläuft, trägt sie dazu bei, dass die Kinder einen strukturierten Tag haben und morgens wissen, dass jetzt gearbeitet wird. Falls der momentan noch technisch bescheidene Onlineunterricht für Sie oder Ihr Kind zu stressig ist, dann müssen Sie nicht daran teilnehmen. Wir möchten Sie und Ihre Kinder so gut es geht in dieser schwierigen Zeit unterstützen, nicht zusätzlichen Stress verursachen und dafür ist uns kein Einsatz zu viel!